Musik als Melting Pot
Stile zu mixen ist in der Musik eine erprobte Methode, um wiederum neue Musik zu erfinden. Spätestens seitdem die Weltmusik die Bühnen und Zuhörer erobert hat, sind in allen anderen Bereichen der Musik die Grenzen gefallen. Es erscheint dabei fast mühelos, wenn sich ein Geigenvirtuose erfolgreich in die Rockmusik begibt oder sich ein Volkmusiker weit von seinen Wurzeln bewegt. Vielleicht sind es gerade die Jazzmusiker, die sich allen voran seit gut einem halben Jahrhundert den Einflüssen aus anderen Musikkulturen ernsthaft geöffnet haben. Die Zahl der gelungenen Beispiele für eine Synthese der verschiedensten Musikstile scheint mittlerweile unübersehbar. Und immer wieder gibt es hierfür neue Beispiele.
Die achtköpfige Gruppe Hazmat Modine kommt aus New York, und ihre Musik wurzelt im amerikanischen Blues und Folk. Ihre Besetzung, welche Blasinstrumente wie Saxophon, Trompete, Posaune und Tuba mit Harmonika, Gitarre und Drums kombiniert, erinnert in ihrem Sound zwar an traditionell orientierte Musik. Es ist aber die Stimme des Ton angebenden Sängers und Kopfes des Ensembles, Wade Schuman, die der Musik eine andere Aura verleiht. Das ist sphärischer Blues der Extraklasse!
11 famous songs tenderly messed up / Tobias Hoffmann Trio – Köln: Klaeng Records, 2015 – 1 CD
Einen anderen Charme versprüht die Musik des jungen deutschen Jazzgitarristen Tobias Hoffmann, die durch den unverkennbaren Klang seiner Gitarre besticht. Zwar dienen ihm auf seiner neuen CD 11 berühmte Songs als Vorlage für seine Musik, doch Hoffmann geht mit seinen musikalischen Partnern Frank Schönhofer (Bass) und Etienne Nillessen (Drums) ganz eigene musikalische Wege. Die Fülle seiner Ausdrucksmöglichkeiten ist groß, und die Klangwelten der drei Musiker entführen in neue Gefilde der Elektrifizierung. Verfremdung heißt hier das Zauberwort.
Axel Blase