Vögel wider den Lagerkoller
Die Sprache der Vögel Afghanistans müsste der Titel eigentlich lauten. Und der Untertitel: Paul Arimonds Zeit im Krieg. Und dann sind wir mittendrin im Leben des Protagonisten Paul Arimond, der 2003 als Sanitäter der Bundeswehr nach Afghanistan kommt, in dem sein Urahn Ambrosius schon die Univerversalsprache der Vögel studiert und darüber Aufzeichnungen hinterlassen hat. Pauls Lichtblick im Lager mit vier Nationen sind die Vögel, seltene Exemplare, die er vom Turm aus beobachtet und für die er sogar einen Lagerausbruch mit dramatischen Folgen riskiert. Erst im Lauf der Tagebuchaufzeichnungen und Briefe wird Pauls Geschichte vollständig offenbar: seine Schuldgefühle Jan und dessen Mutter gegenüber, weil er das Auto gesteuert hat, in dem Jan schwer verunglückt ist. Seine verkorkste Beziehung zur Mutter, die undefinierte zu Teresa, seine Männerfreundschaft im Lager und nach dem Ausbruch seine Isolation, der Lageralltag und der Lagerkoller.
Es ist ein stilles, eher unscheinbares Buch, das die Folgen der Sinnlosigkeit und der Traumata des Krieges auf sehr subtile Art zum Ausdruck bringt am Beispiel des Paul Arimond, dessen dramatisches Hinübergleiten in eine surreale Welt erst gegen Ende zur vollen Entfaltung gelangt.
Norbert Scheuer hat sein Buch mit zahlreichen Vogelzeichnungen bereichert.
Tanja Schleyerbach