Titel verfügbar?
|
Ein witziger Roman für Frauen jeden Alters!
Schenk, Harald: In der Badewanne. - Kiepenheuer und Witsch, 2007. - 190 S.
Ulrike ist Ende fünfzig und seit einigen Jahren Single. Ihre Leidenschaft: das regelmäßige Wannenbad. Um sich diesem in Gänze hingeben zu können, hat Ulrike, nachdem sie im Laufe ihres Lebens schon die unterschiedlichsten Badewannen mit den verschiedensten Menschen geteilt hat, ihr aktuelles Single-Badezimmer ganz auf ihre eigenen Badebedürfnisse zugeschnitten: Neben der komfortablen Wanne befindet sich eine Ablage für Schokolade und – je nach Stimmungslage – für ein Glas Rotwein oder eine Tasse Kaffee und über der Badewanne hängt ein Bücherregal mit der perfekten Lektüreauswahl für ein genüssliches, langes Bad.
Doch eben jenes Bücherregal wird Ulrike zum Verhängnis, als es beim Baden über ihr zusammenbricht und sie in der Wanne einklemmt. Während sie darauf wartet, am nächsten Morgen von der Putzfrau befreit zu werden, kehren Ulrikes Gedanken zurück zu vergangenen Tagen.
Esther Meiers
|
|
Titel verfügbar?
|
Eine wahre sizilianische Geschichte
I cento passi - 100 Schritte. - Regie: Marco Tullio Giordana, 2001. - 1 DVD, 107 Min.
...sind es von Giuseppe „Peppino“ Impastatos Elternhaus bis zum Haus des Mafiaoberhauptes Tano im sizilianischen Cinisi, einem kleinen Dorf südlich von Palermo. Schon früh erfahren Peppino und sein Bruder Giovanni, was es heißt, Mitglied eines mafiösen Clans zu sein, als ihr Onkel Cesare vor Peppinos Augen in eine tödliche Falle gelockt wird. Daraufhin wendet sich Peppino den Kommunisten zu, doch er entwickelt sich zum radikalen Einzelkämpfer und lässt sich vor niemandes Karren spannen. Er provoziert mit einer eigenen Zeitung und einem Radiosender, mit Hilfe derer er den Mächtigen ungeschminkt die hässlichen Fratzen der Korruption und Gewalt spiegelt. Unumgänglich, dass er damit seinen Vater in Schwierigkeiten bringt, doch er widersteht allen Versuchen, sich von diesem in die USA oder in das System Mafia zwingen zu lassen. Seine Mutter hingegen beschützt und deckt ihn mit mütterlicher Zuwendung und versorgt ihn mit Essen, als er in einer Garage haust. Dass Peppino seinen jugendlichen Mut und seine unerschrockene Zivilcourage mit dem Leben bezahlen wird, ahnt man schon früh. Überraschend ist eher, wie lange die Mächtigen ihn gewähren lassen. Mit dem Tod seines Vaters und seiner Kandidatur für die Kommunisten ist er indes zum Freiwild geworden.
Am Ende gibt es eine eindrückliche Szene zwischen Peppino und Giovanni, als dieser ihm verdeutlicht, welche Rolle für ihn, den Bruder eines selbsternannten Helden, noch übrig bleibt: die des Trösters der Mutter, der hilflos mit ansehen muss, wie Giuseppe sich „sein eigenes Grab schaufelt“ .
Giuseppe Impastatos Geschichte ist wahr. 1978 wurde er im Alter von 29 Jahren ermordet. Erst 1997 wurde sein mutmaßlicher Mörder vor Gericht gestellt.
Tanja Schleyerbach
|
|
Titel verfügbar?
|
Eine große Liebe endet tödlich, aber frei und tröstlich
Wilber, Ken: Mut und Gnade. - Fischer-Verl., 2009. - 458 S.
Nach den ersten 30 Seiten hätte ich das Buch am liebsten weggelegt, weil es sich lediglich um die große Liebe schlechthin zu drehen scheint - nicht besonders aufregend geschildert, eher schon platte, selbstverliebte Szenen. Aber die restlichen 400 Seiten haben diesen Fauxpas mehr als wettgemacht. Kurz nach der Hochzeit erkrankt Treya Wilber an Brustkrebs, und es folgt ein überaus kämpferischer, selbstkritischer und vollkommen klarsichtiger Bericht des Paares vom Umgang mit der Krankheit und wie diese ihr Leben verwandelt. Was den Bericht von anderen abhebt: Ken Wilber ist einer der Hauptvertreter der transpersonalen Psychologie und der integralen Spiritualität, eine wandelnde Bibliothek, und manche Passagen sind überaus anspruchsvoll, beispielsweise, wenn er über Psychotherapie und Spiritualität ein mehrseitiges Interview gibt. Er verschweigt auch nicht, wie er dem Alkohol verfällt und im Waffengeschäft plant, allem ein Ende zu setzen. Das ist auch deswegen nahe gehend, weil man versucht sein könnte, professionellen Therapeuten (das sind beide) den souveränen Umgang mit den eigenen Lebenskrisen zuzutrauen und erkennen muss, dass sie diesen ebenso hilflos ausgeliefert sein können, wie man selbst. Hier nehmen sich Zweifel, Wut und höchste Verzweiflung Raum, Ergeben und Kämpfen, Annehmen und Auflehnen. Es ist ein Ringen um den richtigen Umgang mit der Krankheit angesichts der Erkenntnisse und Einsichten, welche die beiden durch die transpersonale Psychologie gewonnen haben. Das Buch ist eine Mischung aus persönlichem Bericht und dem Vorstellen und Anwenden der eigenen Theorien in einer Ausnahmesituation, die sich über Jahre hinzieht und für Treya tödlich endet. Völlig losgelöst und daher überaus tröstlich.
Etwas schade: Nur Ken Wilber steht als Autor auf dem Umschlag, dabei ist mehr als die Hälfte des Inhalts Treyas Tagebuch entnommen.
Tanja Schleyerbach
|
|
|
Saukalt spannend!
Simmons, Dan: Terror. Roman. Heyne, 2007. 965 S.
England im Mai 1845. Zwei stolze Schiffe der Royal Navy segeln aus der Themsemündung und nehmen Kurs Richtung Norden: die Terror und ihr Schwesterschiff Erebus. Es sind die modernsten Schiffe ihrer Zeit – gepanzert mit dicken Eisenplatten, ausgestattet mit Heißwasserheizungen, angetrieben, wenn nötig, mit Dampfmaschinen. Mit diesen beiden Schiffen soll die lange gesuchte Nordwestpassage endlich erzwungen werden, der freie Seeweg durch das bisher unüberwindliche Eis der Arktis in den Pazifischen Ozean.
Die Expedition steht unter dem Kommando des hoch dekorierten Sir John Franklin. Nach etlichen gescheiterten Versuchen muss er endlich Erfolg haben. Er treibt die Schiffe und ihre hundertdreißig Mann Besatzung immer weiter in die arktische Inselwelt hinein – bis sie schließlich hoffnungslos im winterlichen Packeis festsitzen.
An dieser Stelle setzt die Erzählung ein. Gefangen in einer alptraumhaften Eiswüste, versuchen die Männer sich gegen Kälte, Hunger und die Attacken der Polarbären zu behaupten. Brennstoffe und Lebensmittel gehen zur Neige, Konservendosen erweisen sich als vergiftet und nur das Schiff Terror bietet noch rudimentären Schutz. Doch nach und nach werden die Schiffe von den gewaltigen Eismassen erdrückt, immer mehr Menschen sterben an Krankheiten, Unfällen und Erschöpfung und ein geheimnisvolles Raubtier bedroht die Überlebenden. Verzweifelt müssen sie das Schiff aufgeben und mit letzter Kraft marschieren sie übers Eis um bewohntes Land zu erreichen. Aber von den über hundert Expeditionsteilnehmern wird niemand lebend in die Zivilisation zurückkommen...
Der amerikanische Autor Dan Simmons, bekannt geworden durch Science Fiction Romane, von denen viele Bestseller wurden, hat sich die fehlgeschlagene Franklin-Expedition als Vorlage genommen für einen umfangreichen Roman, der aus der Perspektive der verschiedenen Expeditionsteilnehmer die Überwinterung im Eis und den verzweifelten Kampf ums Überleben beschreibt. Je mehr Hunger und Kälte der Mannschaft zusetzen, umso mehr gerät die Welt und die militärische Ordnung der Expedition aus den Fugen, bis hin zu Meuterei und Kannibalismus.
Von den Teilnehmern kehrt kein einziger zurück, und doch hat Dan Simmons aus den Erkenntnissen späterer Rettungsexpeditionen und aus Inuit-Erzählungen eine Vielzahl an historischen Fakten verarbeitet, die das Schicksal der Franklin-Expedition lebendig werden lassen. Sein Roman ist viel mehr als nur eine detailgenaue Schilderung, sondern ein spannendes und psychologisch gut aufgebautes Abenteuer mit Horrorelementen und ein Diskurs über elementare menschliche Bedürfnisse wie Nahrung und Wärme und den Kampf ums Überleben.
Unendlich spannend, aber saukalt!
Andrea Däuwel-Bernd
|
|
Buch verfügbar?
Hörbuch verfügbar?
|
Von einer Praktikantin, einem Vaterschaftstest und ein paar Toten
Noll, Ingrid: Kuckuckskind : Roman. - Diogenes, 2008. - 338 S.
Das perfekte Glück für Anja besteht aus einem Häuschen mit Garten, einer glücklichen Ehe und zwei Kindern. Doch als sie eines Tages früher von der Chorprobe heimkommt und ihren Mann in flagranti mit der Praktikantin erwischt, hat es sich ausgeträumt. Danach scheint auf die Enddreißigerin Anja nur noch ein Leben als alte Jungfer mit vielen Sudokus zu warten. Doch als in Anja der Verdacht keimt, dass ihr Ex-Mann der Vater des Kindes ihrer Kollegin Birgit sein könnte, überredet sie deren Mann zu einem heimlichen Vaterschaftstest – mit ungeahnten Folgen.
Das neue Buch der Autorin ist eine flott und leicht zu lesende Geschichte, um Vaterschaftstests, einem Baby im Waschkorb und, wie es sich für die Autorin gehört, auch ein paar Tote.
Barbara Münz
|
|