Titel verfügbar?
|
Spannender als ein Kriminalroman und ein echtes Reutlinger Produkt!
Wendler, Eugen: Reutlingen. Geschichte und Gegenwart einer lebendigen Stadt. - Diakonie-Verl., 2011. - 312 S.
Eugen Wendler, in Reutlingen bekannt als Stadtführer und kundiger Historiker, hat eine Stadtgeschichte über Reutlingen geschrieben, die das Zeug zu einem neuen Standardwerk hat. Von den Anfängen des alemannischen Dorfes bis zum Bau der Stadthalle schildert das Buch in 107 in sich abgeschlossenen Kapiteln die spannende Entwicklungsgeschichte der Stadt Reutlingen über 1500 Jahre. Die Stadtgeschichte endet in der unmittelbaren Gegenwart mit dem Bau des Achalmtunnels und den neuen Reutlinger Kabinettsmitgliedern der Landesregierung. Historische Gegebenheiten und Ereignisse, Reutlinger Persönlichkeiten und wichtige Bauwerke werden beschrieben, aber auch Unbekanntes und Kurioses. Wer hätte gedacht, dass Reutlingen in der Biedermeierzeit mit dem „Komplimentirbuch oder Anweisung in Gesellschaften und den gewöhnlichen Verhältnissen des Lebens höflich und angemessen zu reden und sich anständig zu betragen“ ein zweiter Knigge, von dem Reutlinger Verleger Fleischhauer & Spohn herausgegeben, und ein Bestseller wurde? In dem Benimmbuch findet sich auch ein Kapitel über Heiratsanträge. Sie zeigen anschaulich, wie man im Biedermeier um die Hand der Geliebten in höchst gestelzten Worten geworben hat und wie die Angebetete ihr Ja oder Nein diplomatisch verpacken konnte. Solche Anekdoten und auch Erlebnisberichte historischer Personen bereichern das Buch und machen es zu einem vielseitigen Lesebuch für alle, die gerne in die Geschichte abtauchen.
Eugen Wendler war viele Jahre lang Professor für Marketing, Marktpsychologie und Kommunikationspolitik an der Hochschule Reutlingen. Er ist ein international anerkannter Friedrich-List-Forscher. Für seine wissenschaftlichen Arbeiten hat er 1997 den Landespreis für Heimatforschung erhalten. In Reutlingen engagiert er sich für die stadtgeschichtliche Forschung.
Andrea Däuwel-Bernd Am Montag, 21. Oktober um 20 Uhr stellt Eugen Wendler in der Stadtbibliothek Reutlingen sein neues Buch vor. |
|
Titel verfügbar?
|
Ein zweiter Frank Schätzing
Isomäki, Risto: Die Schmelze. Roman. - BLT, 2008. - 381 S. In vierzig Metern Tiefe auf dem Meeresgrund vor der indischen Westküste, am Grunde des Golfs von Khambhat, finden Wissenschaftler die Überreste von riesigen antiken Städten und Siedlungen. Eine Sensation tut sich auf: Ist es das versunkene Atlantis und wie kann das sein, so tief im Meer? Wissenschaftler erkunden die Ruinen mit U-Booten. Zur gleichen Zeit fragt sich ein Erfinder, wie ein tonnenschwerer Felsbrocken auf eine Tropeninsel kommen konnte und in Grönland hat eine Wissenschaftlerin in Grönland das schmelzende Eis der Gletscher vor Augen. Das alles verdichtet sich auf einmal zu einem Szenario einer neuen Sintflut.
Der finnische Schriftsteller und Wissenschaftler Risto Isomäki ist ein anerkannter Fachmann für den globalen Wandel. Seit Jahrzehnten warnt er vor der Umweltkatastrophe, die durch die Erderwärmung unaufhaltsam näher rückt. Seine Gabe, wissenschaftliche Erkenntnisse in ungeheuer spannenden Ökothrillern allgemeinverständlich aufzuarbeiten, macht ihn zu einem interessanten Gesprächspartner. Andrea Däuwel-Bernd Autorenlesung am Montag, 28. November, 20 Uhr in der Stadtbibliothek Reutlingen
|
|
Titel verfügbar?
|
Freizeitführer für Tagträumer, Steineklopfer und Traufgänger
Geibel, Notburg: 66 Lieblingsplätze und 11 Köche. Schwäbische Alb - der Westen. - Gmeiner Verl., 2010. - 190 S.
Ballonfahrer und Burgenfans, Genießer und Gestresste, Höhenflieger und Höhlentaucher, Sterngucker und Steineklopfer, Tagträumer und Traufgänger – auf der Schwäbischen Alb kommen sie alle auf ihre Kosten. Ein neuer Freizeitführer für die Südwestalb und Mittlere Alb zeigt Ziele im Biosphärengebiet auf, die für alle Bedürfnisse geeignet sind. Auf jeweils einer Seite stellt die Autorin Notburg Geibel Museen, Freizeitparks, Höhlen, Burgen und viele andere Freizeitziele vor. Für Reutlingen ist übrigens das Heimatmuseum aufgeführt. Ein Führer zum Schmökern, der Lust auf viele Sonntagsausflüge auf die Schwäbische Alb macht. Und hungrig muss man nicht nach Hause gehen, denn die elf vorgestellten Gasthäuser und Restaurants sind vielleicht eine Einkehr wert. Andrea Däuwel-Bernd |
|
Titel verfügbar?
|
Ein gewaltiges Fantasy-Epos nicht nur für „Herr der Ringe“-Fans
Williams, Tad: Das Geheimnis der großen Schwerter Bd. 1-4. - Klett Cotta, 2010 - 2011 Der Küchenjunge Simon gerät durch seine Schusseligkeit in das größte Abenteuer seiner Zeit. In 4 Bänden reist er durch ganz Osten Ard, schließt Freundschaft mit Trollen, Sithi und anderen wundersamen Wesen und kämpft mit ihnen gegen die grausame Herrschaft der Nornen. Eine Anlehnung an Tolkiens „Herr der Ringe“ lässt sich erkennen, ist möglicherweise sogar gewollt. Dennoch entwickelt diese Geschichte einen ganz eigenen Charakter und Charme. Detaillierte Beschreibungen von Figuren und Landschaften lassen die Handlung im Kopf als Film ablaufen. Einmal begonnen, möchte man die Bücher nicht mehr aus der Hand legen. Titel der Einzelbände: 1. Der Drachenbeinthron 2. Der Abschiedsstein 3. Die Nornenkönigin 4. Der Engelsturm Anni Lenz |
|
Titel verfügbar?
|
Späte Annäherung zwischen Vater und Sohn
Geiger, Arno: Der alte König in seinem Exil. - Hanser, 2011. - 185 S.
„Immer wieder bringen wir unser Leben in eine Form, immer wieder zerbricht das Leben die Form.“ Die Beziehung zwischen Vater und Sohn ist in jüngster Zeit immer wieder Thema literarischer Auseinandersetzungen der letzteren, besonders wenn die Väter in ihre letzte Lebensphase eintreten. Arno Geiger ist bereits ein erfolgreicher Schriftsteller, als sein Vater an der Alzheimer Krankheit zu leiden beginnt – und mit ihm seine Umwelt. Geiger weiß, dass nicht sein Vater, wohl aber er und seine Geschwister selbst noch etwas lernen können von dieser Krankheit und „geläutert“ aus dem Umgang mit ihr hervorgehen, der sie anfangs hilflos gegenüberstehen und die ihnen das Gefühl gibt, zu versagen. Er beschließt, so oft wie möglich bei seinem von der Mutter nach einer gescheiterten Ehe schon lange getrennt lebenden Vater im Vorarlberg zu sein. Es gibt lichte Momente, in denen Vater Geiger seine Situation zu erfassen scheint. Sein Witz und auch sein Einfallsreichtum beim Reden nehmen zu, und seine verblüffenden Sätze stimmen seine Umwelt nachdenklich. In aller Absurdität verliert er niemals seinen Ernst und seine Würde, und um Ausreden und Erklärungen ist er selten verlegen. Mit Grissini möchte er sich rasieren, und wenn das schon nicht geht, sie wenigstens im Garten pflanzen, damit etwas Neues gedeiht. Der Rasierapparat findet sich nach langem Suchen in der Mikrowelle und die Socken im Kühlschrank. Eine große Sehnsucht nach Heimat befällt ihn, und er sucht sein Zuhause, in dem er sich befindet, welches er aber nicht mehr als solches erkennen kann. Was Papa Geiger mag: „wenn man freundlich um mich herum redet“, was er nicht mag: „wenn ich folgen muss, wenn man mich herumhetzt.“ Ob er Angst vor dem Tod hat, weiß er nicht, manchmal auch nicht, wer gerade vor ihm steht, auch wenn es sein Sohn ist, wohl aber, welche Pflegerin ihre Arbeiten bei ihm verrichten darf und welche auf gar keinen Fall. „Ich bin nichts mehr“ ist das lakonische Resumée seines Zustandes, und er will wissen, wie man seinen Kopf wieder reparieren kann. „Oft ist es, als wisse er nichts und verstehe alles“. Arno Geiger fühlt, dass er seinem Vater, der mit seinem lebensfrohen Wesen die Gabe hat, die Menschen mit Sympathie für sich zu gewinnen, noch nie so nahe gekommen ist wie in diesen letzten Monaten. Durch den Tod erscheint ihm das Leben erst anziehend. Das Haus, in das der Vater viel Kraft und Liebe gesteckt, hat, hat seinen Zweck erfüllt und wird entrümpelt. Seinen Vater einem Pflegeheim anzuvertrauen ist für Geiger eine Niederlage, aber sich diese einzugestehen, kann auch ein Erfolg sein, wenn die Grenzen der Belastbarkeit für die Familie überschritten sind. Er stellt fest, dass die Menschen im Pflegeheim, die ohne die Fürsorge anderer Menschen verloren wären, dort nicht nur durch einen Mangel an Möglichkeiten wenigstens von der Leistungsgesellschaft befreit sind, auch wenn das Sterben für die Umwelt in diesem Stadium oftmals nicht schnell genug gehen kann. Nach dieser Lektüre kommt der Wunsch nach einer tieferen Innenansicht des Vaters in mir auf, seine Erfahrungen mit der Krankheit, mit der Familie, mit den veränderten Lebensumständen, nach seiner Gefühlswelt. Immer wieder blitzt sie in einzelnen Sätzen durch, und das sind die menschlichsten, aber auch die traurigsten Momente in Geigers unsentimentaler Aufarbeitung. Tanja Schleyerbach Das eBook und das Hörbuch sind ebenfalls im Medienbestand. |
|
Titel verfügbar?
|
Sensible Begleitung der "letzten Aussage eines Menschen"
Renz, Monika: Hinübergehen. Was beim Sterben geschieht. Annäherungen an letzte Wahrheiten unseres Lebens. - Kreuz-Verl., 2011. - 159 S. Mehr als 800 Menschen hat Monika Renz beim Sterben begleitet, deren Reaktionen und Visionen dokumentiert, und ihr reicher Erfahrungsschatz fließt in das Buch ein, das sich mit den letzten Tagen, Stunden, Momenten im Leben eines Menschen beschäftigt. Momenten, in denen Zeit, Begrenzungen und Wertungen zurückbleiben und auf einer anderen Bewusstseinsstufe Gleichzeitigkeit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und die Teilhabe am Ganzen noch im diesseitigen Leben erfahrbar wird, unabhängig von religiöser oder atheistischer Prägung. Eine Gesellschaft, in der es nur noch wenige Tabus gibt, schafft es, das Thema des Sterbens als Grundbedingung von Existenz so weit wie möglich zu verdrängen, obwohl jeder früher oder später selbst oder bei den nächsten Angehörigen und Freunden damit konfrontiert sein wird. Renz vermittelt eine Art Grundwissen über den Sterbevorgang. Vermutlich aufgrund ihrer großen Erfahrung formuliert sie vorsichtig, nähert sich dem Thema mit dem größten Respekt vor dem Prozess des Sterbens und dem Sterbenden an, hat keine fertigen Antworten, weder für sich noch für den Sterbenden, sondern umkreist das Geschehen mit Hilfe von Fragen. Erst muss eingefühlt und verstanden werden, dann kann man ins sensible Handeln kommen. Urvertrauen und Urangst, Verlassenheit, Läuterung, schwerste innere Kämpfe, auftauchende mythische und archetypische Symbole, Farben, Bilder, letzte Worte, Abschied, Schuld und Vergebung, Versöhnung, Loslassen und Festhalten, demütigender Verfall und Würde, Stolz und Wiederstand, Palliativmedizin, Furcht vor dunklen und als böse empfundenen Mächten, Glückseligkeit, Glaube, Religion, Atheismus, Eschatologie, die Bedeutung von Schwingung und Musik, die Hilflosigkeit, Grenzen und Möglichkeiten der Angehörigen wie der Sterbebegleitung, ja sogar Sterbehilfe reflektiert Renz in ihrem klugen und praxisnahen Buch. Renz verweist auf die Außenseite und Innenseite des Sterbens: man weiß nicht, was in den Sterbenden wirklich vorgeht, es geschieht mehr, als sichtbar ist und sieht möglicherweise häufig schlimmer aus, als es sich von innen her anfühlt, weil sich die menschliche Wahrnehmung in Todesnähe gänzlich wandelt. Es gibt bewusstseinsfreie Zustände, das Verlieren des Empfindens von Leiden, das Sein außerhalb von Schmerz und Angst, die veränderte Wahrnehmungsfähigkeit im Sterbeprozess, besonders des Hörens und Fühlens. Renz geht über die fünf Phasen von Kübler-Ross (Nichtwahrhabenwollen, Zorn, Feilschen, Depression, Zustimmung) hinaus: Sie konzentriert sich auf die letzten Tage und Stunden: Das Davor (Urangst), das Hindurch (erschöpfende Kämpfe, Loslassen des Ego, Transformation) und das Danach (äußerster Zustand im Diesseits, unbeschreibbarer Frieden), alle drei Phasen noch zu Lebzeiten, auch mehrfach erfahrbar. Dabei würdigt sie den Sterbeprozess jedes Menschen differenziert und individuell. Sterben rührt an einen Bereich des äußersten Geheimnisses, ist Extremerfahrung am Rand des Daseins, vergleichbar einer Geburt. Das Ich stößt an Grenzen ungeahnter Dimensionen, muss sich selbst preisgeben und einwilligen, verliert Wahrnehmung und das Erleben als Ich, eine Bedingung für Sterben. Der Mensch wird von sich und zu sich selbst befreit, eine nicht immer bewusste Identitätserfahrung. Auch in absoluter Hilflosigkeit und großem Leid behält er seine Würde, das Unantastbare im Menschen. Würde ist nicht abhängig von der Funktionstüchtigkeit und Entscheidungsfähigkeit des Ich, denn das Ich gibt es am Ende des Sterbens nicht mehr. Würde ist ein Beziehungsbegriff und erwächst aus dem unsichtbaren Beziehungsgeschehen zwischen dem Menschen und dem Anderen (Gott). Diese Bezogenheit ist kein Willensakt des Ego, sondern das Zulassen einer tieferen Verbundenheit. Es geht immer um das (im guten Sterben leichteren) Aufgeben des Ego. Der Begleiter ist dabei Geburtshelfer: Was steht innerlich an, was kommt vom Sterbenden entgegen? Er braucht ein Sensorium für die Energien und deren Ausrichtung, für die Phasen der Wahrnehmungswandlung und sollte das Sterben nicht verzögern oder aufhalten wollen, nicht das Festhalten des Haben und des Ego unterstützen, sondern das Sein und das Lassen, den Moment des Erkennens des großen DU. Dafür braucht es eine sensible Einfühlungsgabe. Renz plädiert für einen gelebten Sterbeprozess als letztes Kapitel des Erdenlebens, der weder end- noch ziellos ist. Der Sterbende kann ihn zulassen oder ihm ausweichen, der Begleitende ihn fördern oder behindern. Nicht selten ist er konfrontiert mit aufbrechenden Traumata, mit Macht abgeben, mit familiären Klärungen, mit jahrzehntelang gestauter Energie, die sich ungefiltert Bahn bricht. Oft kann erst im Sterben angenommen werden, was eine tief verdrängte Sehnsucht ein Leben lang war. Jedes Sterben endet im Geheimnis, diese Ehrfurcht hält Renz bewusst aufrecht, und sie hat die Menschen in ihrer letzten Stunde als offen für Transzendentes und einbezogen in ein größeres Werden, als in das Ewige hineinragend erfahren. Nach dieser Lektüre kann man über aktive Sterbehilfe erneut und vielleicht anders nachdenken. Monika Renz gibt mit ihrem Buch dem natürlichen Prozess des Sterbens als „die letzte Aussage eines Menschen“ einen würdigen Platz in der Gesellschaft zurück. Tanja Schleyerbach Die zweifach promovierte (theol., phil.) Monika Renz ist eine erfahrene Psycho- und Musiktherapeutin, Leiterin der Psychoonkologie am Kantonsspital St. Gallen und Forscherin in den Grenzgebieten Theologie und Psychologie. Sie hat Lehraufträge, hält internationale Gastvorlesungen und Vorträge, ist Kursleiterin und Verfasserin zahlreicher Bücher zum Thema. |
|