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Familientauglich, witzig, anrührend
Pinguine hautnah. Das geheimnisvolle Leben tierischer Überlebenskünstler. - Regie: John Downer. - BBC Earth. - 1 DVD, 156 Min (3 x 52 Min.)
Selten so gelacht: Kaiser-, Felsen- und Humboldt-Pinguinen hautnah auf den Leib gerückt. Die neuesten Filmmethoden in Form von Kamerapinguinen und -eiern sogen für jede Menge Spaß und witzige Szenen. Die drei Episoden zeichnen die lange Reise der Pinguine zu ihren Brutplätzen, die Partnerwahl, Befruchtung und Eiablage, das Brüten der männlichen (!) Pinguine, das Schlüpfen, Heranwachsen und schließlich Verlassen der Eltern und den Fortzug des Nachwuchses in berückend schönen Bildern auf. Auch die Gefahren durch andere Meeres- und Landbewohner, das Spielen der Kleinen, die Nahrungsübergabe, kleine Kämpfe, spannende Ausflüge, die einsam gebliebenen oder auf der Reise verloren gegangenen Pinguine, die eines Kindes beraubten Eltern, die schwächsten Exemplare und viele alltägliche Szenen mehr, von denen die meisten gut ausgehen, fesseln den Zuschauer. Pinguine sind die fürsorglichsten Eltern im gesamten Tierreich. Anrührend die Vorsicht, mit der sie sich (nur ungern) die Eier übergeben.
Am Ende schließt sich der Kreis wieder, und es ist klar: Pinguine sind clever, neugierig, unerschrocken, mutig, gewitzt, erfinderisch, fürsorglich, hingebungsvoll, extrem belastbar, monogam und sehr sozial. Nur äußerst ungern gibt man diese DVDs wieder ab. Bitte mehr von solchen Dokumentationen mit sehr passender Filmmusik und einem unaufdringlichen Kommentar!
Tanja Schleyerbach
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Ein Film mit Herz und Musik
Song for Marion. Lass dein Herz singen. - Regie: Paul Andrew Williams. – 1 DVD, 2013. – 90 Min.
Der Rentner Arthur ist ein griesgrämiger alter Mann, der bei seinen Mitmenschen unbeliebt ist und selbst zu seinem Sohn eine zerrüttete Beziehung hat. Die einzige, die er liebt, ist seine Ehefrau Marion. Sie ist eine fröhliche, liebenswerte Frau voller Lebensfreude, die gerne mit anderen Menschen zusammen ist. Marion singt mit großer Leidenschaft in einem Gemeindechor. Dieser Chor ist besonders. Die Mitglieder, fast ausschließlich Rentner, singen keine altmodischen Kirchenlieder, sondern moderne Stücke wie „Let’s talk about sex“. Für Arthur sind diese Lieder nur albern und peinlich. Er kann nicht verstehen, warum Marion trotz ihrer schweren Krankheit unerschütterlich weiter an den Chorproben teilnehmen will. Aber Arthur unterstützt sie und begleitet sie zu Auftritten.
Die Chorleiterin Elisabeth sieht hinter Arthurs‘ mürrische Fassade und möchte ihn unbedingt in den Chor aufnehmen. Doch Arthur weigert sich vehement. Als Marion stirbt, fällt Arthur in ein tiefes Loch und bricht alle Kontakte ab, auch die zu seinem Sohn und Enkelkind. Elisabeth jedoch lässt sich davon nicht abhalten, und so entdeckt Arthur mit ihrer Hilfe seine verloren geglaubte Lebensfreude wieder.
Der Film ist genau richtig für einen verregneten Sonntagnachmittag.
Silke Rieger
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Eine Geschichte über Verlust, Kindheitsträume und einen Neubeginn
Gold, Robin: Die Liste der vergessenen Wünsche. – Blanvalet, 2013. – 352 S.
Früher war alles viel einfacher. Abschiede zum Beispiel. Als die sechjährige Clara Black in einem schwarzen Badeanzug ihren Kater „Schweinebraten“ beerdigt, ahnt sie nicht, dass das Leben noch einen viel größeren Verlust für sie bereithalten würde.
Jahre später, Clara ist Mitte dreißig, stirbt ihr Liebster, Seelenverwandter und bester Freund sechs Wochen vor der Hochzeit durch einen Unfall. Dieses schreckliche Ereignis wirft sie total aus der Bahn, sie igelt sich ein und verliert sich in ihrer Trauer. In dieser Zeit hat sie auch wenig Kontakt zu ihrem Bruder Leo und ihrer Mutter Libby, die sich große Sorgen um sie machen. Irgendwann rafft sie sich auf und fliegt von Boston nach Chicago zu ihrer Familie. Während ihres Besuchs dort bekommt sie ein Päckchen von ihrer alten Grundschullehrerin zugeschickt. Darin befindet sich unter anderem eine Liste, die sie als Zehnjährige in der Schule aufgestellt hatte: „Wünsche, die sich bis zu ihrem 35. Geburtstag erfüllt haben sollten“. Mehr als Zufall, als aus wirklicher Absicht beginnt sie damit, sich den ersten Wunsch zu erfüllen... und ganz unverhofft wird diese „Liste“ zu Claras Rettungsanker und Weg zurück ins Leben.
Es ist ein Buch, das man in einem Rutsch „verschlingen“ kann und bei dem man abwechselnd weint und lacht. Natürlich gibt es eine Portion Liebe darin, denn irgendwann begegnet Clara in Chicago einem alten Schulfreund, der sie in ihrer Trauer gut versteht, da er selbst einen großen Verlust erlitten hat. Ein Buch zum Schmökern mit viel Gefühl….Taschentücher nicht vergessen!
Ulrike Dahl
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Blasmusik hoch drei
Blassportgruppe Südwest: Back in Blech. - 2013. - 1 CD Gucha / Buch und Regie: Dusan Milic. - 2008. - 1 DVD Mnozil Brass: Almrausch. - 2009. - 1 CD
Mit der CD „Back in Blech“ hat die Blassportgruppe Südwest einen großen Wurf getan, obwohl die Stücke nahezu alle bekannt sind. Die zehn Coverversionen von Popmusiktiteln lassen sich in ihrem neuen musikalischen Gewand nur widerstrebend einordnen, denn die Blassportgruppe musiziert mit Leichtigkeit und Witz. „Bläser sind von gestern, wer hört denn heut noch Jazz gern“ heißt es in „Sowieso“. Überhaupt sind alle Stücke so arrangiert und mit deutschen Texten versehen, dass sie kaum mehr wiederzuerkennen sind, und so pendelt die Musik zwischen Pop, Jazz und Blues. Anregend auch der Titel der CD: ob „Back im Blech“, „Bach in Black“ oder „Blech in Bach“, neue Bezüge lassen sich eben von kreativen Köpfen wie denen der Blassportgruppe in der Musik immer finden.
Um ganz andere Musik geht es in dem Film „Gucha“. In einem kleinen serbischen Ort gleichen Namens findet seit Jahrzehnten einmal im Jahr ein international bekanntes Treffen der besten traditionellen Brass-Bands der Region statt. Hier treten Serben und Roma in einen musikalisch-kulturellen Wettstreit. Und Gucha wurde zum Inbegriff für eine lebendige Blasmusik-Szene des Balkans. Im Film ist Juliana die Tochter des beliebtesten Trompeters Serbiens, genannt "Satchmo". Sie verliebt sich ausgerechnet in Romeo, der die Trompete in einem konkurrierenden Roma-Orchester spielt. Der Chauvinist Satchmo tut alles, um die Beziehung zu verhindern. Nur zu einem Zugeständnis lässt er sich hinreißen: Wenn er ihn bei der Weltmeisterschaft der Blechbläser in Gucha besiegt, darf Romeo mit Juliana zusammen sein. Keine geringere Band als das „Boban & Marko Markovic Orkestar“ hat die Musik zu diesem Film eingespielt.
Nur unweit vom Balkan kommt „Mnozil Brass“, das vielleicht derzeit schrillste und virtuoseste Blechbläserensemble Europas. Die sieben Bläser österreichischer Herkunft haben sich schon zu Studienzeiten in dem Wiener Beisl „Mnozil“ regelmäßig getroffen. Hier pflegten sie Geselligkeit und ihre Freude an der heimischen Musiktradition. Aus dem Faible entstand eine atemberaubende Bühnenshow, die ihresgleichen sucht. Die Auftritte der Gruppe lassen sich nicht auf CD bannen und wer Mnozil Brass noch nicht kennt, kann sie auf den Ludwigsburger Festspielen 2014 live erleben. Auf ihrer CD „Almrausch“ kommt die Verbundenheit mit der volksmusikalischen Tradition zum Ausdruck, und es ist unverkennbar, mit wie viel Humor Mnozil Brass die Entwicklung des Genres vorantreibt.
Axel Blase
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Unterhaltsame Lokal- und Naturgeschichte für Kinder
Richter, Wolfgang: Die Suche nach dem Wolf. Aus dem Dunkel ins Licht. - Druckerei Herrmann, 2014. - ca. 30 S.
Das Ostereimuseum in Erpfingen startet am 14. März 2014 in die neue Saison. Die diesjährige Sonderausstellung heißt "Vom Dunkel ins Licht - Funde vergangener Zeiten" und ist eine Zeitreise von der Urzeit bis ins Mittelalter. Der pensionierte Leiter der Jugendherberge Erpfingen, Wolfgang Richter, hat dazu eine kleine Broschüre verfasst. Während einer Albwanderung mit einer Pfadfindergruppe stellen sich viele Fragen. Woher kommen die Fossilien, die man auf der Schwäbischen Alb so häufig findet? Wie haben damals die frühen Menschen gelebt, und gab es wirklich früher Wölfe auf der Schwäbischen Alb? Wo haben sie gewohnt, gejagt? Die Lebenswelt der Wölfe wird erkundet, und viele Spuren deuten während der Wanderung darauf hin, dass auch heute noch wilde Tiere wie Füchse oder Wildschweine auf der Schwäbischen Alb leben. Fährtenlesen ist spannend, aber auch Feuer machen und Würstchen grillen ist angesagt. Ein Besuch der Höhle Goldloch mit ihren schönen Tropfsteinen und des Bärenlochs mit dem Bärenskelett runden die Wanderung ab.
Eine Broschüre, die Lokalgeschichte und Naturkunde auf unterhaltsame und verständliche Weise näherbringt und sich zum Vorlesen für Kinder eignet.
Andrea Däuwel-Bernd
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Ungeschminkte Lebenswirklichkeit und mitreißende Musik
Broken Circle. – Regie: Felix van Groeningen. – 1 DVD, 107 Min.
Dieser Film hat gleich drei grandiose Hauptdarsteller: Elise, Didier und die Musik. Didier, Mitglied einer Blugrassband in Gent, verliebt sich in Elise, Besitzerin eines Tattoo-Studios. Elise zeigt ihm die eingebrannten Tattoos ihrer Verflossenen, ihr Körper ist übersät von Zeichen ihrer bewegten Vergangenheit. Trotz ihrer Verschiedenheit ist das knisternde Liebesband zwischen den Beiden von Anfang an spürbar, und Elise ist eines Tages – zur Überraschung beider und nicht zur reinen Freude von Didier - im dritten Monat schwanger. Sie verlassen ihren Wohnwagen, und Töchterchen Maybelle wächst und gedeiht im gemeinsam umgebauten alten Haus, doch die Leukämie bemächtigt sich ihres schmächtigen Körpers immer brutaler. Es folgen Therapien, Klinikaufenthalte und immer wieder versuchte Normalität, Bluegrassauftritte ihrer Eltern, idyllische Szenen auf dem Land. Tapfer erträgt sie mit ihren Eltern alle Leiden. Eines Tages ist der Kampf zu Ende, der kleine Körper hat ihn gegen die Krebszellen verloren, und hier, wo viele Filme enden, fängt Broken Circle erst richtig an.
Das folgende Beziehungsdrama des ungleichen Paares nimmt ungemein mit, weil klar ist, dass jede Beziehung und jede noch so große Liebe an so einer Tragödie zerbrechen kann. Die beiden Aussteiger müssen sich mit den elementarsten Fragen des Lebens auseinandersetzen: Wohin geht der gegen die Glasscheibe geflogene Vogel in der Hand ihrer todkranken Tochter? Ist er einer der Sterne am hellen Nachthimmel? Ist Maybelle nach ihrem Tod vielleicht der Schmetterling auf Elises Schulter oder der Vogel auf dem Fensterbrett? Wie kann das Leben für die verwaisten Eltern weitergehen? Gegenseitige Schuldvorwürfe, das Versinken in Alkohol, das Verschenken von Maybelles Spielsachen, das Ausräumen und Neueinrichten Maybelles Zimmers, die verzweifelten und bewegenden Versuche, über die Kraft der Musik und die emotional starken Auftritte der Band, die Beziehung aufrecht zu erhalten, derbe Hasstiraden Didiers gegen jede Art von Religion, besonders der christlichen (nichts für zart besaitete Gemüter), Elises Ausbruch aus der Beziehung und ein Neuanfang, der in der Annahme eines neuen Namens – Alabama – und ihrem Auszug aus dem gemeinsamen Haus gipfelt, ihr ernüchterter Blick auf das Leben, das angeblich zu schön war, um es auf Dauer genießen zu dürfen, Didiers abgrundtiefe Verzweiflung und immer wieder durch alle Kämpfe hindurch die zaghaft spürbare Liebe zwischen den Beiden machen den Film zu einem mitreißenden Drama, das nur wenige Augen trocken lässt. Der letzte gemeinsame Auftritt ist der (musikalische) Höhepunkt des an dramatischen Szenen nicht gerade armen Films.
Am Ende zerbricht auch Albamas Leben an Maybelles Tod, und ihr Leben wird nicht mehr künstlich verlängert. Die Blugrassband gibt ihr Abschiedslied am Sterbebett. Zurück bleibt Didier: verbittert, gerührt von einem Tattoo der toten Alabama und mit einer zum ersten Mal aufkeimenden zaghaften Hoffnung, dass die beiden Toten sich wiedersehen könnten in einer von ihm so vehement geleugneten anderen Welt.
Der Film basiert auf dem Theaterstück des Hauptdarstellers (Johan Heldenberg) und spielt in nicht immer sofort erkennbaren Rückblenden – einfach ist der Film auch hierin nicht. Wer eintauchen will in die Risiken und ungeschminkten Wirklichkeiten des Lebens, dem sei der Film ans Herz gelegt.
Tanja Schleyerbach
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