Empfehlungen Februar/März 2015
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Miss Marple ist zurück!
Sie heißt Mabel und ähnelt in vielerlei Hinsicht Agatha Christies Miss Marple. Die tatkräftige ehemalige Krankenschwester tritt in die Fußstapfen ihres literarischen Vorbildes, sobald es in der Umgebung einen verdächtigen Todesfall gibt. Zusammen mit dem Tierarzt Victor brütet sie bei zahlreichen Tassen Tee mit kriminalistischem Spürsinn über Zusammenhänge und Motive. Ein schreckliches Unwetter deckt das Dach von Higher Barton ab. Bei den notwendigen Renovierungsarbeiten wird die Leiche eines vor Jahren verstorbenen Mannes gefunden. Chefinspektor Warden verdächtigt die frühere Besitzerin von Higher Barton, Abigail Tremaine, die Tat begangen zu haben. Um ihre Cousine zu entlasten, beginnt Mabel zu ermitteln. Dann gibt es einen neuen Todesfall. Ein unterhaltsamer Krimi mit Tätersuche für einen ruhigen Leseabend am Kamin - very british, aber ganz ohne Blut und Gewaltszenen. Nebenbei erfährt der Leser noch einiges über Traditionen und Bräuche Südenglands. Maria Weber |
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Eine verlorene Suche nach Heimat
Grjasnowa, Olga: Der Russe ist einer, der Birken liebt. - Hanser, 2012. - 283 S.
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Original und Abbild
Franui: Schubertlieder. Brahms Volkslieder. Mahlerlieder. - col legno, 2012. - 3 CD Die Volksmusikkapelle mit dem rätoromanischen Namen Franui, der sich von einer Almwiese in Osttirol ableitet, hat sich in verschiedenen Projekten drei bedeutenden romantischen Liedkomponisten gewidmet. Erstaunlich ist dabei, wie sie die Ursprünge der zugrundeliegenden Volkslieder und Musik in den Kompositionen der Kunstmusik wieder entdecken und freilegen. Der blaskapellenartige Klang des Ensembles mit Klarinette, Saxophon, Trompete und Tuba verbindet sich mit Harfe und Kontrabass und Geige zu einem unverwechselbar eigenen, der in Verbindung mit dem bodenständigen Gesang eine besondere Wirkung erzielt. Die Musik Schuberts wird ins Wirtshaus entrückt, die Musik von Brahms erhält eine ursprüngliche Natürlichkeit von sprühendem Temperament, und die fein ziselierten Orchesterlieder von Mahler gewinnen Klangwelten hinzu, aus denen sie ursprünglich musikalisch entstanden sind. Original oder Abbild – das Wechselspiel von musikalischer Quelle und musikalischem Idiom ist faszinierend. Axel Blase |
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Überlebenskampf im HimalayaHimalaya. Regie: Eric Valli. - 1999. - 1 DVD. - 104 Min.
Es ist das uralte Spiel der Natur: ein älterer Leithammel - in diesem Fall der Yak-Karawanenführer Tinlé - muss, wenn die Zeit gekommen ist, den Stab an einen jüngeren, dynamischeren männlichen Herdenführer - Karma - übergeben, und das geschieht niemals ohne langwierige Kämpfe mit schmerzhaften Verlusten. Das tibetische Volk der Dolpa-Po lebt auf einem nepalesischen Himalaya-Plateau auf über 5000 Höhenmeter. Zum Überleben transportieren sie das kostbare Himalaya-Salz über schier unüberwindliche Gebirgspässe unter härtesten äußeren Bedingungen auf ihren Yaks in entfernte Täler, um es dort wenig gewinnbringend gegen Getreide und andere überlebenswichtige Güter einzutauschen. Der Sohn des Ältesten und Stammesführers Tinlé ist von einer Reise nicht zurückgekehrt, und Tinlé macht dessen Begleiter Karma für den Tod seines Sohnes verantwortlich. Karma fordert Tinlé heraus, als er die Ratschläge der Götter und Tinlés Wut ignoriert und vor dem vom Schamanen erfahrenen Datum mit den Yaks zur Reise über die Berge aufbricht. Fast alle Dorfbewohner folgen ihm. Mit den verbleibenden Älteren, seinem zweiten Sohn und seinem Enkelkind folgt Tinlé zum vom Orakel vorgegebenen Datum, um die Tage vorher losgezogene Gruppe einzuholen. Was folgt, ist ein erbarmungsloser Kampf um Leben und Tod. Grandiose Landschaftsaufnahmen, dramatische Szenen, authentische Laiendarsteller und das hautnahe Erleben der kraftvollen Naturgewalten in dieser abgelegenen, unwirtlichen Region lassen diesen Film noch lange nachwirken. |
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Zerbrechliches Glück
Das Leben gehört uns. – Regie: Valérie Donzelli. - 2012. - 1 DVD. – 96 Min. Eine französische Liebesgeschichte bahnt sich an, Roméo und Juliette haben sich gefunden, und nicht lange währt es, bis sich der Nachwuchs einstellt. Adore ist ein Schreikind, früh gehen die beiden mit ihm zu einer Kinderärztin. Erste motorische und andere Auffälligkeiten deuten bald auf einen bösartigen Gehirntumor bei Adore hin – die schlimmste aller möglichen Varianten mit einer Überlebenschance von 10 %. Aus der glücklichen Kleinfamilie wird ein Nervenbündel, das alle an ihre Grenzen bringt. Die jungen Eltern kämpfen mit wilder Entschlossenheit und fataler Ausweglosigkeit um das Leben ihres Sprösslings, verzweifelte Wochen wie in Trance wechseln sich ab mit glücklichen Momenten, als sie ausbrechen, tanzen, Champagner trinken, eine gelungene OP feiern. Immer wieder zelebrieren sie für Augenblicke das Leben. Dass eine Beziehung diese Jahre übersteht, ist ein Wunder, dass das Kind geheilt wird, das größte. Umso tragischer, dass die Beziehung an den Spätfolgen der Belastungen zerbricht. Und doch ist der Film, wann immer möglich, mit einer immer wieder durchblitzenden französischen Leichtigkeit gedreht. Sehr nah, fast dokumentarisch an den Gefühlen der Eltern, denn die beiden Hauptdarsteller spielen sich selbst, die Mutter ist gleichzeitig Regisseurin und Drehbuchautorin. Auch ihr geheilter Sohn ist am Ende des Films in einer Sequenz zu sehen. Eine Hymne an das Leben, die Liebe und den Kampf um ein zerbrechliches Glück. Tanja Schleyerbach |