Empfehlungen Juni/Juli 2015
Kuriose Reise einer römischen Münze
Angela, Alberto: Vom Gladiator zur Hure. Die Reise einer Münze durch das Römische Reich. - München, 2012. - 605 S.
Andrea Däuwel-Bernd |
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Spannender Kirmi mit zeitgeschichtlichem Hintergrund
Borrmann, Mechtild: Die andere Hälfte der Hoffnung. - Roman. - Droemer, 2014. - 382 S. Walentyna gehört zu den Verlierern der Tschernobyl-Katastrophe: vom Schicksal gebeutelt, ist sie wieder zurück in die verbotene Zone gezogen. Während sie auf die Rückkehr ihrer Tochter wartet, die angeblich als Austauschstudentin in Deutschland lebt, schreibt sie ihre Lebensgeschichte auf. Während dieser Zeit überschlagen sich in Deutschland die Ereignisse: bei Matthias Lessmann taucht eine nur spärlich bekleidete junge osteuropäische Frau auf, die auf der Flucht vor ihren Verfolgern ist. Und die Ermittlungen eines ukrainischen Polizisten führen diesen nach Deutschland. Mechthild Borrmann schafft es in ihrem neuen Roman gekonnt, Krimi und Zeitgeschichte miteinander zu verweben. Herausgekommen ist ein packendes Buch, das einen vom ersten Moment an fesselt. Barbara Münz |
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Macht und Ohnmacht in Nigeria
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Tragische Familiengeschichte in Neuseeland
Der neueseeländische Autor Carl Nixon präsentiert mit "Settlers Creek" eine typische "Ein-Mann-muss-tun-was-ein-Mann-tun-muss"-Geschichte, schrieb Elmar Krekeler, Redakteur bei der WELT. Eine grandiose Erfahrung sei dieses Buch. Und eine bemerkenswert schöne. Andrea Däuwel-Bernd |
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Endziel Europa. Ein Insiderbericht über die größten kriminellen "Reiseagenturen"
Di Nicola, Andrea; Musumeci, Giampaolo: Bekenntnisse eines Menschenhändlers. Das Milliardengeschäft mit den Flüchtlingen. - Kunstmann, 2015. - 205 S. Es ist gut, die Flüchtlinge, die in Europa ankommen, als Menschen wahr- und anzunehmen. Aber es ist auch gut, das System dahinter zu durchschauen: Kundenaquise, Transport und Einschleusung. In der Berichterstattung der Medien wird dieses Bild nicht immer vollständig vermittelt, sie setzt in der Regel am vorläufigen Ende der Flucht ein: in Lampedusa, in Apulien, in Großbritannien. Dieser Bericht schließt eine Lücke. Nach den ersten 20 Seiten der Lektüre des Buches waren mir die Augen geöffnet, wie das internationale Schleusergeschäft der illegalen Einwanderung annähernd funktioniert, von dem die wenigsten womöglich wissen, in welcher Dimension es existiert. Italienische Antimafia-Staatsanwälte haben das System schon länger durchschaut, drangen aber nicht bis in politische Entscheidungsgremien vor, um ihr Wissen für die Bekämpfung der Menschenschmuggler zur Verfügung zu stellen. Das Buch gibt Antwort auf folgende Fragen: Wie sind Schleuserringe organisiert, wie wird man Schleuser, auf welchen Routen wird die Flucht organisiert, wer steckt dahinter, und wie viel verdient wer mit welchem Finanzsystem daran? Warum laufen Kontrollen und Ermittlungen ins Leere, und warum ist jede Grenze überwindbar? Warum haben sich die Zahlen der ankommenden Flüchtlinge in den vergangenen Jahren vervielfacht? Der größte und erbarmungsloseste „Reiseveranstalter“ der Welt mit mehreren Milliarden Dollar Umsatz pro Jahr ist ein hochflexibles Netzwerk aus immer raffinierter vorgehenden kriminellen Organisationen, deren Waffen Kreativität, Klugheit und vor allem Anpassungsfähigkeit in jeder Situation ist. Das „Siegermodell“ ist widerstandsfähig gegen die ausgefeiltesten Ermittlungsmethoden und beruht auf Vertrauen und dem gegebenen Wort. Ethnische und religiöse Zugehörigkeiten sind dafür hilfreich. Netzwerke können sich blitzschnell neu strukturieren; wenn eines auffliegt, bildet sich sofort das nächste. Sobald ein Fluchtweg nicht mehr funktioniert, kommen das nächste Konzept und die nächsten Mitarbeiter zum Einsatz. Damit kann jede Grenze überwunden werden. Aushöhlungen in Armaturen oder Rücksitze sind geeignete Verstecke, ebenso Lastwagen. Die Flüchtenden werden im Mittelmeer auf Luxusyachten unter Deck gepfercht, damit sie vom Flugzeug aus nicht zu sehen sind. Manchmal werden die Boote gekauft, manchmal gestohlen und manchmal nicht mehr zurückgegeben. Die Migranten sind oft wochenlang unterwegs, tagelang auf überladenen Schiffen oder in Lastwagen eingesperrt. Wem auf der Flucht das Geld ausgeht, der wird in die Wüste geschickt, wenn Gefahr auf dem Schiff droht, werden Flüchtlinge über Bord geworfen. Andere Zugangswege sind Saisonarbeit oder Flugreisen. Für die kriminellen Drahtzieher ist es von untergeordneter Bedeutung, ob sie mit Drogen, Waffen oder Menschen handeln. Es geht allein um Gewinnmaximierung. Nach dem illegalen Drogengeschäft ist der Menschenschmuggel, der auch Menschenhandel beinhaltet, derzeit vor dem Waffenhandel das einträglichste Geschäft. Kontrolliert wird es von wenigen Bossen, ausgeführt von unzähligen global verteilten Unterhändlern. Das komplexe und brutale Männergeschäft lebt von Macht, Ausbeutung und Gewalt, und sehr viele Menschen leben sehr gut davon. Ein überaus erfolgreiches Geschäftsmodell eines türkischen Chefschleusers ist die Zahlung nach Ankommen im Zielland. Einmal illegal von China in die USA einreisen kostet geschätzt 70.000 US-Dollar. Am günstigsten ist es, von Afghanistan in den Iran zu kommen: Etwa 700 US-Dollar werden dafür fällig. Je nach "Budget" bieten die Aquisiteure eine mehr oder weniger komfortable "Reise" nach Europa oder in die USA an, jede Dienstleistung kann "gebucht" werden, von kleinen Hilfestellungen bis zur komfortablen Flugreise erster Klasse. In dieser Parallelwelt braucht es Erfahrung, Zeit, Transportmittel, Waffen, Geld und sehr genaue Kenntnisse, wo welche Grenzen überwindbar sind, ausgezeichnete Kapitäne und Taxifahrer, es braucht Menschen, die ihr eigenes und andere Leben riskieren und kein Gefängnis fürchten, es braucht Korruption, Krieg und Perspektivlosigkeit in den Herkunftsländern und Menschen, die in der Lage sind, viel Geld für den Exodus in die „Festung Europa“ zu bezahlen. Es braucht Telefone mit ausländischen SIM-Karten, gefälschte Dokumente und Kreditkarten, reichlich Bargeld und Satellitengeräte. Die Regeln der Geldwäsche kommen auch hierbei zur Anwendung, das hawala-System kommt ohne offizielle Banken aus, Finanzströme sind für Ermittler nicht nachvollziehbar. Es braucht Aquisiteure, die die vorwiegend jungen und männlichen Flüchtlinge „rekrutieren“. Hinter jedem in Europa ankommenden Flüchtling steht ein Gewinn von bis zu 10.000 € für die Organisation. Thematisiert wird auch, dass internationale Terrornetzwerke sowohl an dem Geschäft beteiligt sind und sich darüber finanzieren als auch selbst mit dem System Terroristen in jedes beliebige Land der Welt entsenden können. Der Titel ist nicht ganz korrekt, im Buch zu dem sehr aktuellen Thema finden sich ungeschminkte Insiderberichte großer und kleiner Schleuser und Schlepper, von denen manche im Gefängnis sitzen, dazu unter Lebensgefahr erfolgte investigative Recherchen der beiden Autoren. Andrea di Nicola ist Kriminologe an der Universität in Trient, Giampaolo Musumeci ist Fotograf und Dokumentarfilmer, Journalist und Radiomoderator. Tanja Schleyerbach |
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Magische Gärten in Schottland
Pollok-Morris, Allan: Gärten, Parks und Land Art in Schottland: die schönsten privaten und öffentlichen Anlagen. - Deutsche Verlagsanstalt, 2012. - 271 S. Fünf Jahre reiste der Fotograf Pollok-Morris durch Schottland, um die Landschaftskünstler und ihre Werke kennenzulernen. Er war fasziniert von der Wechselbeziehung zwischen Mensch und Natur, die in allen Werken sichtbar wird. Schnell war er überzeugt, dass diese schottischen Gärten einzigartig sind und ein breites Spektrum zeigen, wie man mit und an der Natur arbeiten kann. Der Bildband stellt viele sehenswerte Anlagen vor, die auf einer Reise nach Schottland mögliche Ziele sein können. Reisehinweise sind enthalten. Maria Weber |