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Dreimal Graphic Novel
Luz: Katharsis. - S. Fischer Verl., 2015. - 125 S.
Weil der französiche Karikaturist Luz mit seiner Frau seinen Geburtstag feierte und deshalb verschlief, kam er erst in die Redaktion von Charlie Hebdo, als die Attentäter schon auf der Flucht waren. In kurzen Kapiteln illustriert der Zeichner, wie er mit dem Schrecken, der Angst und dem Entsetzen nach dem Attentat umgeht. Das Buch ist eine Art Teufelsaustreibung. Luz schildert darin die Depression, die ihn erfasst hat, und die finsteren Träume, die ihn seit dem Attentat verfolgen. Er zeichnet Ereignisse der Tage davor und danach, die Sensationspresse, Politiker, Menschen, die ihm Kraft geben und ganz viele Assoziationen und eigene Gedanken. Häufig sind seine Zeichnungen wirr und furchterregend, eine Trauma-Bewältigung in Bildern.
Heinemann, Ilka: Abgelenkt. ein Laptop-Roman. - Droemer, 2016. - 128 S.
Ein Buch, das innen wie außen aussieht wie ein Laptop. Ausstattung und Inhalt verschmelzen. Eigentlich will Alex Altmann die Zugfahrt von München nach Köln nutzen, um an seinem Laptop an einer Präsentation für seinen Chef zu arbeiten. Doch E-Mails und SMS von Freunden, Kollegen und seiner Mutter bringen ihn immer wieder aus dem Konzept. Und dann ist da auch noch die attraktive Unbekannte auf dem Platz gegenüber... Kleine Geschichte in einem im wahrsten Sinne ungewöhnlichem Format.
Lupano, Wilfrid: Die alten Knacker. Band 1: Die übrig bleiben. Zeichnungen und Farben von Paul Cauuet. - Splitter, 2016. - 55 S.
Die "alten Knacker" Antoine, Pierre und Mimile sind seit ihrer Kindheit beste Freunde und trotz aller Widrigkeiten des Alltags noch immer voller Lebenslust. Und wenn sie mal wieder zu sehr in Nostalgie verfallen, holt Antoines Enkelin Sophie sie wieder auf den Boden der Realität zurück. Der Texter Wilfrid Lupano und der Zeichner Paul Cauuet haben einen wirklich schönen Comic für Erwachsene geschaffen, der das Thema Alter aufgreift. Die Geschichte ist witzig, nachdenklich, kritisch und voller Sympathie für die Charaktere. Die Zeichnungen sind detailliert und animierend. Er wurde in Frankreich mit einem Comcic-Preis ausgezeichnet.
Andrea Däuwel-Bernd
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Andrea Däuwel-Bernd
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Neue Jazz-CDs
Books, bottles & bamboo / Anna-Lena Schnabel Quartet . - München : Enja Records, 2016. - 1 CD
Die junge Saxophonistin Anna-Lena Schnabel ist eine Entdeckung wert. Mit ihrem Quartett musiziert sie fantasievoll und erfrischend. Bereits die Titel ihrer Stücke lassen erahnen, dass hier neue Wege beschritten werden wollen und stimmungsvoller Jazz gemacht wird: „drunken books“, „dying swan under the bamboo moon“, „toy“, „luggage plop“ oder „burnout“ heißen die Titel, und die Assoziationen sind vielfältig. Die Musik des Quartetts ist Kammerjazz im besten Sinne und besticht darin, dass sich vier Musiker mit ihren individuellen Stärken immer wieder im musikalischen Gespräch treffen und aufeinander eingehen.
The Impossible Gentlemen: Let’s get deluxe. - London : Basho Records, [2016]. - 1 CD
Wenn fünf arrivierte Jazzmusiker sich in einem neuen Projekt zusammenfinden, darf man durchaus Ansprüche stellen: Zusammenspiel und Improvisationskunst sollten auf hohem Niveau sein, die Arrangements gut, schwungvoll, abwechslungsreich und ausdrucksstark die Musik. Auf „Let’s get deluxe“ ist das der transatlantischen Formation um Mike Walker (guitar) und Gwilym Simcock (piano) vollkommen gelungen. Wenn sie klanglich und stilistisch der Musik von Pat Metheny nahestehen, so ist das nicht verwerflich, sondern spricht für die Qualität ihrer Musik, die mit großartigen Melodiebögen aufwartet. Hier wird schwungvoll und mitreißend musiziert, und in „Propane Jane“ lassen die fünf Musiker gar eine schottische Melodie anklingen.
Axel Blase |
Axel Blase
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Vom Wert und der Schönheit alter Freundschaften
Freunde fürs Leben. - Regie: Cesc Gay. - 2016. - 1 DVD, 2016. - 105 Min.
Julián und Tomás sind beste Freunde, Freunde fürs Leben, doch ihre Wege trennen sich irgendwann. In Madrid treffen sich die zwei nach vielen Jahren, in denen jeder seinen eigenen und sehr anderen Weg gegangen ist. Die Freundschaft ist tief, und als sie sich wiedersehen, könnte ihre Situation nicht verschiedener sein. Julián hat nur noch wenige Wochen oder Tage zu leben, er ist krebskrank im Endstadium und lehnt weitere Chemotherapien ab. Er ist vollkommen verarmt, wirkt aber glücklich und mit sich im Reinen. Für Tomás ist Geld ebenfalls kein Thema, denn er hat es. Vier Tage haben die beiden Zeit, ihre Freundschaft wiederaufleben zu lassen und Juliáns letzte Dinge zu regeln: Da wäre Truman, der Hund, der ein neues Zuhause, eine Adoptivfamilie, braucht. Da ist Juliáns Entscheidung, selbstbestimmt und ohne Siechtum sterben zu wollen. Es stehen Arzttermine mit wichtigen Entscheidungen an. Da sind Julians Schwester Paula und seine Exfrau. Und: die beiden gönnen sich letzte gemeinsame Freuden. Großzügig geben sie Tomás‘ Geld für alles aus, was ihnen wichtig erscheint: Ein Kurztrip zum Geburtstag von Juliáns Sohn gehört ebenso dazu wie gemeinsame Restaurantbesuche. Alte Weggefährten tauchen auf, und im Angesicht des Todes sind selbst folgenreiche Affären vergeben und vergessen.
Wunderbare Schauspieler (Ricardo Darín und Javier Cámara) lassen diese Männerfreundschaft zu einem unsentimentalen Drama mit Tiefgang werden. Mit Leichtigkeit und Humor wird der Abschied vom Leben zelebriert. Ein überaus gelungener Film über die Wichtigkeit des Augenblicks und den Wert und die Schönheit von alten Beziehungen und Freundschaften, nicht nur für Männer, aber auch!
Tanja Schleyerbach
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Tanja Schleyerbach
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Amerikanischer Rassismus in den 30er Jahren
Lee, Harper: Wer die Nachtigall stört... - Rowohlt.- 2015.- 458 S.
Ein warmherziges und ernstes Buch. Es geht um Rassismus. Die Geschwister Scout und Jem wachsen in dem fiktiven Örtchen Maycomb, Alabama, in den 1930er Jahren auf. Ihr Vater Atticus Finch ist menschenfreundlich und gerecht. In diesem Sinne erzieht er seine Kinder. Die Idylle in Maycomb trügt, es gibt Spannungen zwischen Schwarz und Weiß, zwischen Arm und Reich. Als der schwarze Farmarbeiter Tom Robinson beschuldigt wird, das weiße Mädchen Mayella Ewell vergewaltigt zu haben, übernimmt Atticus die Pflichtverteidigung. Die Einwohner des Städtchens beschimpfen ihn daraufhin als „Negerfreund“. Auch Scout und Jem bekommen die Anfeindungen zu spüren. Trotz des Verbots des Vaters, nehmen die Kinder am Gerichtsprozess teil. Die achtjährige Scout bemerkt, dass die Welt komplizierter 6+ist, als sie bisher angenommen hat. Dennoch will sie ihren Vater verteidigen und begibt sich in Gefahr. Eine spannend geschriebene Geschichte mit wunderbaren Charakteren, zum Beispiel der menschenscheue Boo Radley. Alle Kinder in Maycomb fürchten ihn, obwohl sie ihn nie sehen. Oder Mayella Ewell, die ein trostloses Leben führt, ihre kleinen Geschwister versorgt und ihren grausamen Vater ertragen muss.
Harper Lee schafft es durch ihre schöne Sprache, diese Kleinstadt mit ihren Konflikten sehr gut zu skizzieren. Nach dem Welterfolg dieses Romans erhielt die Schriftstellerin 1961 den Pulitzerpreis.
Beate Reichmann
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A cappella international!
Pentatonix: Deluxe edition. - Sony Music Entertainment, 2016. – 1 CD
Die amerikanische a cappella Band Pentatonix wurde im Jahr 2011 in Texas gegründet, die fünf Mitglieder kennen sich teilweise aber schon seit der Schule. Dies spiegelt sich besonders in ihrer Harmonie und dem gemeinsamen Klang wieder. Auch ohne die Hilfe von Instrumenten erschaffen sie einen vollen und satten Sound. Die Lieder sind poppig, rhythmisch und melodiös, zwischen den fetzigen Tönen finden sich aber auch ruhige und sanfte Melodien. Die „Pentatonix Deluxe Edition“ ist das vierte Album der Gruppe und enthält zum ersten Mal nur eigene Werke. Die Ausnahme bilden beim Deluxe Album die Coverversion von "If I ever fall in love" (im Original von Shai), welches in Zusammenarbeit mit Jason Derulo entstanden ist sowie die letzten vier Lieder.
PS: Auch das Weihnachtsalbum von Pentatonix können Sie nun bei uns in der Bibliothek finden!
Hannah Diesch
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Linguistikdozentin trifft russischen Ex-Jockey mit Grammatik-Phobie – mein aktuelles Lieblingshörbuch
Jodl, Angelika: Die Grammatik der Rennpferde. Sprecherin: Martina Gedeck. - Random House Audio, 2016. - 6 CDs. - 476 Min.
Salli Sturm ist Deutschlehrerin an einem Sprachinstitut für ausländische Studenten und hat sich mit über 50 Jahren in ihrem Leben als Single eingerichet. Aber dann begegnet sie Sergey, einem früheren Jockey aus Kasachstan, der jetzt in Deutschland Pferdeställe ausmistet und seine deutschen Sprachkenntnisse verbessern muss. Denn Sergey hat Pläne, / und dafür braucht er Deutsch - und Salli. Diese entdeckt, dass ein von festen Regeln bestimmtes Dasein manchmal ganz schön durcheinander geraten kann und dass die perfekte Grammatik nicht alles im Leben ist.
Die Autorin Angelika Jodl gibt Deutschkurse für ausländische Studenten und hat mit „Die Grammatik der Rennpferde“ ihr Romandebüt vorgelegt. Die Schauspielerin Martina Gedeck liest das Buch so, dass man nicht aufhören will mit Zuhören.
Andrea Däuwel-Bernd
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Andrea Däuwel-Bernd
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Betörend ästhetisch-poetische Sprache
Fritsch, Valerie: Winters Garten. Roman. - Suhrkamp, 2015. – 152 S.
Valerie Fritschs Sätze sind oft gemeißelt, sie bohren sich ein in die menschliche Seele:
„Die Jungen suchten mit der Dringlichkeit des Anbeginns die Wege, die sie gehen wollten, und die Alten gingen in Demut die Wege zu Ende, die sie einst gewählt hatten. Die Kinder waren aus Stroh, wenn sie über die Sommerwiesen liefen, und Föten, die in den Bäumen schliefen mit hölzernen Kronen, als zöge der Wald sie auf, wenn sie sich ausruhten, nachdem sie tief in ihn hineingewandert waren.“
Winters Garten heißt die Kolonie außerhalb der Stadt, in der Blumen und Tiere üppig gedeihen, in der die Alten abends geigend auf der Veranda sitzen, die Eltern ihre Säuglinge wiegen und die Hofhunde den Kindern das Blut von den aufgeschlagenen Knien lecken. Wir erfahren von Antons Kindheit und der seines Bruders, die wohlbehütet ist, in der aber dennoch der Tod nicht ausgesperrt wird und die Toten im Garten begraben wurden, „denn wie sollte man irgendwann in Ruhe sterben, wenn man darüber schwieg.“ „Die Familie war groß genug, um all das Sterben zu tilgen und jeden Tod mit einer Geburt, einer Hochzeit oder bloß einem unerwarteten Besuch auszusöhnen.“ Anton sieht sich mit Vorliebe die in Formalin eingelegten Föten seiner Großmutter an, seine ungeborenen Onkel und Tanten.
Es ist die Apokalypse, die hereinbricht, als der etwas eigenwillige Vogelzüchter Anton schon lange in der Stadt lebt und mit dem Fernglas von der Dachterrasse aus andere Wohnungen besichtigt. Alles zerfällt, alles wandelt sich, das große Sterben hat eingesetzt, die Träume werden schwer, die wilden Tiere immer zudringlicher, langsam, aber immer weniger zu verdrängen. Mit dem Zerfall wächst die späte und intensive erste Liebe zwischen dem Vogelzüchter Anton und Frederike, die umso kostbarer wird, je mehr sich das Ende abzeichnet. Und man glaubt, sie kann nur deswegen mit solcher Macht über sie hereinbrechen, weil es Antons erste ist und das Ende sicher.
„Ihr ansonsten unerschrockenes Gesicht war gezeichnet vom Kummer, der sich millimeterweise über die Haut arbeiten, bis er dem Menschen jene Maske übergezogen hat, in der er sich selbst gerade noch so erkennt, aber den anderen fremd wird.“
Die österreichische Autorin fällt mit ihrem zweiten Roman „Winters Garten“ vor allem durch eine betörend ästhetische, ausdrucksvolle und poetische Sprache auf.
„Die Augäpfel sind Erdkugeln, auf denen eine Schwerkraft wirkt, die alle Bilder aus dem Äther zu ihnen herabzieht.“
Tanja Schleyerbach
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Eine Kulturgeschichte des Putzens
Antas, Maria: Wisch und Weg. Ein Buch über das Putzen. -
Insel Verl., 2015. - 171 S.
So schön kann Putzen sein! „Wisch und Weg“ der finnischen Schriftstellerin und Journalistin Maria Antas wurde ausgezeichnet mit einem Preis für die schönsten deutschen Bücher der Stiftung Buchkunst. Ihre Geschichten rund ums Putzen, von Kat Menschik illustriert, bieten nicht nur eine Anleitung zum Saubermachen, sondern auch eine ganz persönliche Kulturgeschichte des Putzens.
Die Reise in die Welt des Putzens beginnt in der Kindheit der Autorin, als mit Eimer und Schrubber hantiert, Böden auf den Knien gescheuert wurden und der Teppichklopfer aus Weidenholz zum Einsatz kam. Ein Buch, das wieder Laune aufs oft ungeliebte Hausreinigen macht und sehr unterhaltsame Fragen stellt. Wo liegen die Ursprünge der Putzwissenschaft? Warum kann man sich nicht vom eigenen Gerümpel trennen, und wo liegt eigentlich die Grenze zwischen Schmutz und Ordnung? Für alle, die sich mit dem eigenen Sinn für Ordnung und Sauberkeit kritisch auseinandersetzen möchten.
Andrea Däuwel-Bernd
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Andrea Däuwel-Bernd
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